Archiv 2016-02

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Butch und Sundance

Eliteschulen stelle ich mir als eine abgekapselte Welt vor, in der eigene Gesetze herrschen und man sich durch Beziehungen und Bewährungsproben seinen Platz erkämpfen muss. Nicht anders ist es in St. Oswald's, Schauplatz in dem Roman „Gentlemen and Players“ von Joanne Harris. Ich bekam das Buch, das im Jahr 2005 erschienen ist, vor kurzem von einer begeisterten Leserin geschenkt. 
Durch Harris’ brillanten Erzählstil wird man von der ersten Seite an in das Machtgefüge von St. Oswald’s und in die Unheil verheißenden Geschehnisse hineingezogen. Man erlebt sie abwechselnd aus der Perspektive von dem 12-jährigen Snyde, Sohn des Hausmeisters, der sich mit gestohlenen Schuluniformen als ‚Julien Pinchbeck’ in die Privatschule eingeschlichen hat und ein Doppelleben führt, und Ron Straitley, einem Lateinlehrer im Pensionsalter. 
Schnell zeichnet sich ein klares Bild der Schüler und unterschiedlichen Lehrer ab mit ihren individuellen Macken und ihrer schwierigen Aufgabe, die Jungs zu Gentlemen auszubilden. Besonders gelungen finde ich jedoch Juliens Charakterstudie. Sein ambivalentes Verhältnis zu St. Oswalds, das durch Hass, Wut, Bewunderung und der Sehnsucht geprägt ist, dazuzugehören, lassen sich ebenso gut nachfühlen wie seine Besessenheit von seinem Kumpel und Vorbild Leon. Die beiden kommen sich vor wie Butch und Sundance und treiben ihr Unwesen auf dem Campus. Jahre später beginnt Julien einen grausamen und folgenschweren Rachefeldzug gegen die Schule. Durch anschauliche Metaphern wird die Location selbst als ein lebendiges gnadenloses Wesen dargestellt.
In starkem Kontrast zu der bekannten romantischen Geschichte „Chocolat“ ist Joanne Harris ein Thriller gelungen, der auf einen überraschenden Höhepunkt zusteuert und seine Spannung vor allem aus seiner psychologischen Raffinesse bezieht.
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Gefangen im Kokon

Tiere und Menschen haben die gleiche Seele. Davon ist Vera Zagt, Hauptfigur des Romans „Gegenlicht“ von Esther Verhoef überzeugt. Sie hat sich auf Tierfotografie spezialisiert, wird jedoch von ihren Berufskollegen nicht ernst genommen, da sie hauptsächlich für Tiernahrungshersteller Katzen, Vögel und Hunde ablichtet. Die Fotografie ist nicht nur ihre Leidenschaft und ihr Beruf – sie dient auch als Schutz vor der Außenwelt, die sie seit ihrer Kindheit als grausam erlebt. Von den Mitschülern wird sie gehänselt und verprügelt, ihr strenger und gefühlskalter Vater hält sie von ihrer psychisch kranken Mutter fern. Alle versuchen ihr einzureden, dass etwas nicht mit ihr stimmt, und verstärken immer mehr ihr Bedürfnis und ihre Fähigkeit, sich jeder Lage anzupassen, um zu gefallen. 
Als Erwachsene flüchtet sie sich in eine vermeintlich sichere Ehe mit dem Unternehmer Lucien, und eine Wohnung im niederländischen Ort Brabant, die sie als „Fort“ bezeichnet. Sie ist lieber Beobachter als Akteur, versteckt sich hinter dem Sucher und hält die Welt so fest, wie sie sie sehen möchte, nicht, wie sie ist. Arbeit, Mann, Haus – auf diesen drei Säulen beruht ihre Existenz. 
Die niederländische Autorin erzählt Kapitel für Kapitel abwechselnd aus der Schulzeit und aus der Gegenwart. So lassen sich die Nachwirkungen der Kindheitserlebnisse und die Ängste, die sie auch als Erwachsene noch nicht abgelegt hat, gut nachvollziehen. Esther Verhoef schafft durch ihren authentischen Erzählstil eine große emotionale Nähe. Veras tägliche Flucht vor ihren grausamen Mitschülern nach dem Schulunterricht wird stakkatohaft in knappen Sätzen beschrieben, als würde sie Schläge kassieren. Ihren späteren Liebhaber vergleicht sie mit einem Fußballer, der sich an der Seitenlinie warm läuft, so dass er im Notfall den Stürmer ersetzen kann.   
Doch niemand ist in der Lage, den Status Quo für immer zu halten – auch Vera gelingt dies trotz größter Anstrengung nicht. Immer stärker spürt sie, wie die drei Säulen allmählich anfangen zu bröckeln. Erst eine gemeinsame Reise mit Luciens Familie nach Florida öffnet Vera die Augen und zwingt sie zu einem Neuanfang. Esther Verhoef ist für mich eine Meisterin der Momentaufnahmen und hat mich mit ihrem schnörkellosen und doch bewegenden Roman begeistert
 
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Lesereise rund ums Baby

Werdende und frischgebackene Mütter sind in ihren Reiseaktivitäten leider etwas eingeschränkt. Wer trotzdem nicht aufs Globetrotten verzichten will, kann es wenigstens in fiktiver Form tun dank dem Buch „Die Nabel der Welt – Die verrücktesten Bräuche rund um Babymachen, -kriegen und –haben“. Die Kolumnistin und Bloggerin Nadine Lück hat darin schöne, erstaunliche und verrückte Rituale aus allen Teilen dieser Erde zusammengestellt.
Der Aberglaube treibt bereits zu Beginn der Schwangerschaft bizarre Blüten. In Bulgarien zum Beispiel, so schreibt die Autorin, sei höchste Diskretion angesagt, damit das Kind später nicht an einer Sprachstörung oder Dummheit leide. Bei den Quiché-Indianern in Guatemala dagegen werde die frohe Botschaft gleich im ganzen Dorf verkündet, weil es schließlich nicht nur zu den Eltern, sondern zur gesamten Dorfgemeinschaft gehören wird. In China achtet man auf die Auswahl des Fernsehprogramms und vermeidet Gruselfilme, um das Ungeborene ja nicht zu erschrecken. Auf den Philippinen hüpfen angeblich die Schwangeren über die werdenden Väter, um ihre Morgenübelkeit auf diese zu übertragen.
Man erfährt, warum die Schweiz das beste Land ist, um auf die Welt zu kommen, die erste feste Mahlzeit in Indien ein Grund zum Feiern ist und weshalb in Jemen die Tragerucksäcke mit Safran und Kurkuma eingerieben werden. Das Buch bietet für Eltern viel Unterhaltsames und Anregungen, um diese Lebensphase, in der die Welt Kopf steht, so stressfrei und vergnüglich wie möglich zu gestalten, zum Beispiel mit den Top 10 der beliebtesten Babyshower-Spiele.
Für meine Bekannte, die gerade ihre Tochter zur Welt gebracht hat, wählte ich nicht nur das Buch, sondern gleich die Geschenkbox „Lesereise – Die Nabel der Welt“, die außerdem noch handgestrickte Babysocken, einen Pinot zum Anstoßen und Trüffelpralinen aus Italien enthält. Und wer noch nicht genug hat, kann in dem Blog der Autorin „Leben und Erziehen“ weiter schmökern.
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In den Klauen der bulgarischen Mafia

Spannende Krimis ohne blutrünstige Szenen sind immer schwerer zu finden. Auch die kürzlich entdeckte Serie „Undercover“ kommt nicht ohne Gewalt und Brutalität aus, doch sie beschränkt sich auf wenige (dafür allerdings umso heftigere) Szenen und sorgt mit viel subtileren Mitteln für Nervenkitzel. Es handelt sich weder um eine amerikanische noch eine skandinavische, sondern – man staune – eine bulgarische Produktion. Sie wurde ursprünglich für den kleinen staatlichen bulgarischen Sender BNT geschrieben und realisiert und ist mittlerweile in rund 120 Ländern zu sehen.
‚Undercover’ arbeitet Martin, der in einem Heim für schwererziehbare Kinder aufwuchs und Boxer wurde. Von seinem Mentor und Polizeikommissar Popov wird er als Agent in die bulgarische Mafia eingeschleust, um Beweismaterial gegen den mächtigen Drahtzieher Djaro zu sammeln. Dass es hierbei auch um eine persönliche Abrechnung geht, macht das Feuerzeug deutlich, mit dem Popov ständig rumhantiert. 
Durch seine Intelligenz und Waghalsigkeit gelingt es Martin, alle Bewährungsproben zu bestehen und die Anerkennung Djaros zu gewinnen. Eine falsche Mimik oder Gestik kann für Martin fatal enden und ihn auffliegen lassen. Während ich in anderen Serien vergeblich darauf warte, dass die Handlung in Schwung kommt, erlebe ich ‚Undercover’ in einem Zustand permanenter und fast unerträglicher Anspannung, als wäre ich selbst der Willkür des menschenverachtenden Mafiabosses ausgeliefert. Wie kann man jemandem wie ihm das Handwerk legen? Was erschwerend hinzukommt: Martin ist nicht der einzige, der Undercover arbeitet. Seine ohnehin riskante Mission wird durch einen Maulwurf auf der Gegenseite sabotiert. 
Die rasante Machart, die auf überflüssige Nebenhandlungen und ausschweifende Dialoge verzichtet, die komplexe Figurenzeichnung und Sofia als hipper und moderner Schauplatz machen die Serie zu einem besonderen Leckerbissen. 
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Italien an 4 Tischen

Dass man keine 466 Quadratmeter wie im Eataly braucht, um italienisches Feeling aufkommen zu lassen, zeigt das „Quattro Tavoli“ im Münchner Dreimühlenviertel. Das winzig kleine Restaurant wirkt von außen unscheinbar – außer vermutlich im Sommer, wo auch draußen serviert wird. Die Einrichtung ist urig: Second-Hand-Stühle nicht nur als Sitzmobiliar, sondern auch als Wanddeko, bunt gewürfelte Accessoires wie Koffer, Spiegel, Fernseher und Reklameposter zieren das Lokal im Wohnzimmer-Stil.
Maurizio Cinesi, einer der Besitzer des Lokals, trägt lange Dreadlocks und ist in seiner Heimat als Sänger und Liederschreiber bekannt. Seine Leidenschaft für Musik ist kaum zu überhören – lauthals schmettert er die alten italienischen Schlager aus der Musikanlage mit. Nachdem er uns die Spezialitäten des Tages aufgezählt hat, bestellen meine Freundin und ich Gemüselasagne und Nudeln in einer Auberginensoße mit Pinienkernen – beides schmeckt vorzüglich. Für alle, die es familiär und authentisch mögen und sich nach Urlaubsfeeling sehnen, ist dieser gemütliche Italiener genau das Richtige.
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Italien auf 4600 Quadratmetern

Seltsam, dass sie mir auf meinen Reisen noch nie aufgefallen ist: die „Eataly“-Kette, die weltweit 27 Filialen betreibt, unter anderem in Istanbul, Chicago, Tokio und Los Angeles. Und seit 27. November erstmals in Deutschland – genauer gesagt in der Münchner Schrannenhalle am Viktualienmarkt.
Mein erster Eindruck nach dem ersten Rundgang an einem Samstagnachmittag: Optisch ist alles aus einem Guss – eine deutliche Verbesserung zu dem vorherigen Mischmasch aus Käfer, Butlers und Milka. Die Gänge und Imbiss-Stände sind gut gefüllt. Neugierige begutachten Feinkost-Produkte wie Trüffelcreme, Parmesan, Panetone und Risotto-Reis in dekorativen Verpackungen. Ob sie nur schauen oder auch kaufen? Die hohen Preise sind eher abschreckend, doch schließlich geht es nicht um den Kauf von Lebensmitteln, sondern um das Erlebnis italienischer Genusskultur.
So finden sich auf dem Feinkostmarkt auch Schauwerkstätten, eine Kochschule und jede Menge Gastro-Stände. Fans von Kochsendungen sind nun live dabei und können zusehen, wie Brot gebacken, Mozzarella hergestellt und Nudeln geknetet und geformt werden. 
Hinter Eataly steht ein Delikatessenhändler aus Alba mit dem klangvollen Namen Oscar Farinetti, der wohl recht häufig in italienischen Talk-Shows zu sehen ist. 2003 gründete er sein Unternehmen in Turin und ist seitdem auf Expansionskurs. Nach München sind Neueröffnungen in Moskau und New York geplant. Es soll sogar eine Buchhandlung geben, die ich noch nicht gesichtet habe. Ich hoffe, sie haben nicht nur italienischsprachige Bücher.
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Die Kunst der kreativen Pause

Wie viele Pausen habt Ihr heute schon gemacht? Zwei? Eine? Oder gar keine einzige? Dann wird es höchste Zeit, Euch das Buch „Das große Geheimnis der kleinen Espresso-Pause“ von Hans Kreis zu Gemüte zu führen. Wer bisher glaubte, eine Pause sei lediglich die kurze Unterbrechung einer Tätigkeit, lernt hier ganz neue Perspektiven einer ‚Mini-Auszeit’ kennen. Mit klugen Worten, stimmungsvollen Bildern und einfachen Übungsanleitungen lädt der Autor und Krisencoach ein, Pausen bewusst in den Alltag einzubauen und sie zu zelebrieren. 
„Pausen sind wie kleine Heldenreisen“, schreibt er beispielsweise. „Sie führen dich zu deiner wahren Aufgabe.“ Es leuchtet ein, dass man in regelmäßigen Abständen Kraft tanken sollte, um seine Energie und Kreativität voll entfalten zu können. Von der Bedeutung und Wirkung von Pausen handelte bereits sein Vorgängerbuch „Die Espresso-Strategie: oder wie ich lernte, das Leben wieder zu lieben“ beschäftigt. Es passt gut in eine Zeit, in der immer mehr Menschen unter Erschöpfungszuständen leiden und sich für Achtsamkeitsübungen und –seminare interessieren. Im Stau stehen, auf einen verspäteten Gast warten, in der Supermarktschlange stehen ..., alles kein Grund zum Ärgern, wenn man weiß, wie man die ‚Zwangspause’ zum Innehalten und Entspannen nutzen kann. Ein tolles Büchlein, als Begleiter im Alltag und zum Verschenken.
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Nicht irgendeine Sojasoße

Obwohl die Sojasoße in der japanischen Küche unverzichtbar ist, habe ich ihr bisher nicht sonderlich viel Beachtung geschenkt. Das hat sich nach der Lektüre von „Sojasoße für Anfänger“ ein wenig geändert. In dem Roman von Kirstin Chen wird man darauf aufmerksam gemacht, wie viele Geschmacksnuancen das Gewürz haben kann: von herb, flach, metallisch über erdig, blumig, süß bis hin zu fruchtig und prickelnd – fast so komplex wie ein guter Wein. 
Die Geschichte spielt teils in Singapur, wo sich das Familienunternehmen „Lin’s Sojasoße“ befindet, teils in San Francisco, wo Lins Enkelin Gretchen lebt. Lin ist überzeugt, dass das Gewürz Ketchup und Senf verdrängen und die Nummer eins der Würzsoßen in Amerika werden wird. Hobbyköche will er dazu bewegen, einfaches Tafelsalz durch Premium-Sojasoße zu ersetzen. Bis zur Gegenwart hat er die Tradition fortgesetzt, mit sämtlichen Mitarbeitern aus der Fabrik und dem Büro ein gemeinsames Mittagessen einzunehmen. Eine Ehekrise führt Gretchen in ihr Elternhaus zurück und weckt zahlreiche Erinnerungen. Der Aufenthalt zwingt sie, sich mit ihrer Familie, deren Probleme und ihrer eigenen privaten und beruflichen Zukunft auseinanderzusetzen. 
Neben dem Sojasoßen-Handwerk vermittelt Kirstin Chen viel Interessantes über den Schauplatz Singapur, die Sitten und Kultur. Der Clarke Quay am beliebten Singapur River sei eine Gegend voller Restaurants und Bars, der ein wenig steril wirke, obwohl man sich Mühe gab, den historischen Charme zu bewahren. Die blank polierten Mülleimer, die wie Skulpturen wirken, und die von Palmen gesäumten, bunt gestrichenen Lagerhäuser kann man sich dank dem flüssigen und lebendigen Schreibstil der Autorin gut vorstellen. Auch das Fest der hungrigen Geister, bei dem traditionelle chinesische Puppentheaterstücke aufgeführt und üppige Delikatessen bereit gestellt werden, um den Hunger der Geister zu stillen, machen Lust, Singapur einmal live zu erleben.
Ich konnte mich gut mit der Hauptfigur identifizieren, da auch ich die asiatische und westliche Kultur in mir trage. Der Balanceakt zwischen Traditionsbewahrung und Modernisierung wird in diesem Roman sowohl in Bezug auf Singapur als auch auf Einzelschicksale wie Lins Familie als Mikrokosmos sehr einfühlsam, authentisch und unterhaltend beschrieben. Das nächste Mal werde ich die Sushihappen etwas bedächtiger in die Sojasoße tunken und auf den Geschmack achten.
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Reise zu sich Selbst

In ferne Städte und Länder zu reisen ist immer wieder aufregend, doch eine Reise zu sich Selbst kann auch ein besonderes Erlebnis sein, wie ich letzten Sonntag zum ersten Mal erfahren konnte. Meine Freunde Richard und Dieter luden ein zu einer „Reise zu deiner Seele – Sinnliche Tage mit dir und deinem Körper“. Der zweieinhalbstündige Workshop fand im Münchner MahaShakti Yogastudio statt. Er begann mit Yin Yoga Asanas, die dazu dienten, unsere Chakren zu reinigen und die Meridiane zu aktivieren. In der anschließenden Herzmeditation wurden wir sanft dazu angeleitet, unsere Wünsche und Ziele für dieses Jahr zu visualisieren und zu verinnerlichen. Eine Yoga-Nidra-Sequenz zum Schluss versetzte uns in einen Zustand völliger Tiefenentspannung.
Seinen Körper bewusst wahrzunehmen kommt im hektischen Alltag oft zu kurz. Da ist es eine reine Wohltat, sich ein paar Stunden Zeit zu nehmen, um unter professioneller Anleitung seinen Körper und Geist in Einklang zu bringen. Nach dem Workshop fühlte ich mich nicht nur tiefenentspannt, sondern auch erfrischt und belebt. Als Listen- und Notizbuchfreak hätte ich meine Wünsche und Ziele auch einfach notieren und immer wieder hervorholen können. Diese jedoch mit einer sehr intensiven körperlichen Erfahrung zu verankern, unterstützt durch Klangschalen und kraftvollen Gongs, hinterließ eine unbeschreiblich starke Wirkung.
Ich freue mich schon auf den zweiten Teil, der am 3. April im gleichen Studio statt findet. Wer diesen Workshop in einer besonderen Location erleben möchte, hat im November die Möglichkeit dazu. Vom 10. bis 13.11. laden Richard und Dieter zu einem Yoga Retreat auf der Gutsalm Harlachberg in Bodenmais ein.
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Ein Lebenswerk tourt um die Welt

Nach vielen Stationen wie Montreal, New York, San Francisco, London und Paris hat die Modeausstellung „Jean Paul Gaultier / From the Sidewalk to the Catwalk“ zum Glück auch ihren Weg nach München gefunden. In der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung ist das umfangreiche Lebenswerk des berühmten Modeschöpfers zu sehen. 
Der berühmte spitze BH, den Madonna auf ihrer „Blond Ambition“ trug und für Furore sorgte, darf in dieser Schau natürlich ebenso wenig fehlen wie das Meerjungfrauenkleid, das Marion Cotillard für eine Oscarverleihung wählte oder die spektakulären Bühnenkostüme von Kylie Minogue und Beyoncé. Ob Weltraumcorsagen, Bustierkleider oder Matrosenpullover – stets wird Gaultiers Hang zur Verspieltheit, seine Detailversessenheit und das Gespür für edle Stoffe deutlich. Kaum zu glauben, dass er sich das Zeichnen und Entwerfen von Mode selbst beigebracht hat.
Die Ausstellung ist thematisch gegliedert und zeigt eine Vielfalt, die ich nicht erwartet hätte. Ein Raum widmet sich Gaultiers Faible für das Korsett, ein anderer zeigt, wie er sich von der Tierwelt des Dschungels zu Kreationen mit Federn und Fell, Krokodil- und Schlangenhaut inspirieren ließ. Raffinierte Videoprojektionen erzeugen eine Mimik auf den Gesichtern der Schaufensterpuppen, als seien sie lebendige Wesen. Auch die bewegten Puppen auf dem Laufsteg fand ich gelungen. Überhaupt ist die Art der Inszenierung mindestens genauso interessant wie die Exponate selbst. Noch bis zum 14. Februar kann man das toll choreographierte Kunstwerk erleben. 
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In den Hügeln von Hollywood

Der bekannte Krimiautor Michael Connelly ließ sich von dem holländischen Maler Hieronymus Bosch inspirieren, als er einen Namen für seine Romanfigur suchte. „Bosch“ – so heißt auch die Krimiserie, die nach Connellys Literaturvorlage entstand. Der Autor hat selbst als Polizeireporter gearbeitet und war an der Entwicklung der Serie beteiligt.
Ich frage mich, warum Ermittler immer eine düstere Vergangenheit haben müssen. Ich denke da nur an die fast psychopathische Kommissarin in der Serie „Belfast“ oder den cholerischen Kriminalbeamten in der isländischen Serie „Lava“. Kann zur Abwechslung nicht mal ein Cop aus einem glücklichen Elternhaus mit unbeschwerter Kindheit Fälle lösen?
Auch Bosch, Detective in der Hollywood-Division vom LAPD, ist alles andere als eine Frohnatur. Er hat allerdings auch wenig Grund zum Lachen: Er muss sich vor Gericht verantworten, nachdem er einen mutmaßlichen Serienmörder erschossen hat. Mit diesem heiklen Fall stimmt die Serie bereits auf den Grundtenor ein: Wieweit darf sich ein Ermittler über Regeln hinwegsetzen, um einen Schwerverbrecher hinter Gittern zu bringen? Zum Beispiel jemanden, der in den Hügeln um Hollywood eine Kinderleiche vergraben hat. 
Weitere Pluspunkte sind das gutdosierte Tempo und prägnante Dialoge. Nach „Deutschland 83“ und „Belfast“, bei denen ich das Gefühl hatte, ein Drittel hätte man locker straffen können, tut „Bosch“, in der keine Bemerkung zu viel ist, richtig gut. Hinzu kommen Kameraeinstellungen mit fast künstlerischem Anspruch. Wenn Bosch beispielsweise an der Glasfront seines Appartments steht mit fantastischer Aussicht auf das nächtliche Los Angeles, spricht sein Blick Bände: Er ist ein getriebener Workaholic, der sich Gerechtigkeit auf die Fahne geschrieben hat. Er liefert sich ein nervenaufreibendes Katz-und-Maus-Spiel mit dem Mörder, dessen Kaltblütigkeit und kranke Psyche einem einen Schauer über den Rücken jagt. 
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