Archiv 2015-06

Travel Image

Der Schöpfer von 007

Aktuell laufen die Dreharbeiten für den 24. Bond-Film "Spectre", der Ende des Jahres in die Kinos kommen soll. Könnte dies der letzte Bondfilm mit Daniel Craig sein? Es kursiert das Gerücht, dass Ex-Homeland-Star Damian Lewis sein Nachfolger werden könnte. Der letzte Bond-Film "Skyfall", den ich mir sogar im Kino ansah, hat mich ziemlich enttäuscht. Seitdem sich Sean Connery und Roger Moore von der Rolle verabschiedet haben, kann ich der 007-Serie nichts mehr abgewinnen. Großen Respekt dagegen habe ich vor jenem Mann, der die erfolgreiche 007-Serie ins Leben gerufen hat und  in der Mini-Serie "Fleming – The man who would be Bond" porträtiert wird.
Der relativ unbekannte Darsteller Dominic Cooper spielt den Dandy und Frauenhelden Ian Fleming sehr überzeugend. Er ist erfolgloser Aktienhändler, lebt auf Kosten seiner reichen Familie und steht stets im Schatten seines Bruders und berühmten Reiseschriftstellers Peter Fleming. Ians vergnügungssüchtiges Leben findet ein jähes Ende, als er gezwungen wird, dem Marinegeheimdienst beizutreten. Ab 1943 führt er mit der speziell ausgebildeten Einheit der Royal Marines, dem No. 30 Commando, gefährliche Missionen gegen die Nazis durch. Seine Erfahrungen liefern ihm jede Menge Inspirationen und Stoff für seine Geschichten.
In den letzten Kriegsjahren verbrachte Fleming einige Zeit auf Jamaika bei Ocho Rios, wo er ein Strandhaus bauen ließ und es "Goldeneye" taufte. Dort verfasste er einen Großteil der zwölf Bond-Romane. Fleming war begeistert von der zauberhaften und blütenreichen Landschaft Jamaikas. Die Strände von Ocho Rios, die Küstenstraße bei Montego Bay oder die Reach Wasserfälle kann man beispielsweise in "Dr. No" und "Leben und sterben lassen" bewundern.
 mehr lesen »


Travel Image

Flucht in die Vogelwelt

Die Landschaft Smalands mit ihren tiefen Wäldern, üppigen Feldern, zahlreichen Seen und weitläufigen Mooren gilt als typisch skandinavisch. Inmitten dieser abwechslungsreichen Natur wächst der zwölfjährige Klas, Protagonist in dem Roman "Die Raben" von Tomas Bannerhed, auf. Sein Leben auf dem elterlichen Hof in Lyckanshöjd ist alles andere als unbeschwert: Sein Vater, der von Tag zu Tag verrückter wird und seinen Wahnvorstellungen erliegt, macht ihm schwer zu schaffen. Hinzu kommen Schuldgefühle, dass er sich der schweren Feldarbeit fernhält, statt seinem Vater zu helfen, und die Angst, den Hof eines Tages übernehmen zu müssen.
Trost findet Klas in den Wäldern und Wiesen, wo er Vögel beobachtet und ihr Verhalten studiert. Der Autor beschreibt Vogelarten, von denen ich noch nie etwas gehört habe, und ihre Rufe so detailreich, dass ich manchmal dachte, ich würde in einem Vogelkundebuch schmökern. Dafür ist Bannerheds Sprache allerdings zu poetisch. Er schildert die Sinneseindrücke des Tagträumers mal melancholisch, mal dramatisch und düster. Der experimentelle Schreibstil lässt die Grenzen zwischen Realität und Fantasie oft verschwimmen.
Am interessantesten fand ich Klas' Begegnung mit Veronica, in die er sich verliebt und der er das Reich der Vögel nahebringen möchte. Ihre spontane und ungenierte Art beeindruckt und verwirrt ihn zugleich. Leider nimmt dieser Part nur einen geringen Teil des Romans ein. So bleibt Klas die meiste Zeit der sich hinziehenden Sommermonate den finsteren Blicken und unberechenbaren Ausbrüchen seines Vater ausgeliefert. Alles in allem eine anspruchsvolle Lektüre für Liebhaber von fantasievollen Geschichten, archaischer Natur und opulenten Sprachbildern.  
 mehr lesen »


Travel Image

Geheimnisvolle Schokodynastie

Schokolade assoziiert man mit Ländern wie der Schweiz oder Belgien. Dabei war zu Beginn des 20. Jahrhunderts Dresden das Zentrum der deutschen Schokoladenindustrie. Die Dresdner Schokoladen-Ära brachte viele renommierte Hersteller und Chocolaterien hervor, wo sich Adel und Wohlhabende zu einer Tasse Schokolade trafen, wie es in Frankreich, Italien und Spanien schon längst Mode war.
Anna Kepler, Hauptfigur in dem Roman "Die Frauen der Rosenvilla", ist Erbin solch einer alten Schokoladendynastie und hat gerade ihre zweite Chocolaterie in der Dresdner Altstadt eröffnet. Als sie den Rosengarten ihrer Familienvilla neu anlegt, stößt sie auf ein Tagebuch einer Frau namens Emma, die vor hundert Jahren in der Villa gelebt hat. Nach und nach erfährt sie mehr über die Geschichte dreier Frauen, die einen besonderen Bezug zu der Rosenvilla hatten. 
Teresa Simon verwebt in ihrem Roman ihre Leidenschaft für Rosen und Schokolade mit einer spannenden Familiengeschichte. Mir gefiel der Kontrast zwischen den sinnlichen Beschreibungen, wenn es um die Herstellung köstlicher Pralinen oder der Auswahl exotischer Rosensorten ging, und den bewegenden Schicksalen der Frauen, die sich gesellschaftlichen Zwängen beugen mussten. 
Die wechselnden Perspektiven und die vielen Zeitsprünge waren für meinen Geschmack stellenweise zuviel des Guten. Auch die eingebaute Romanze schien mir ein wenig konstruiert. Doch der angenehm flüssige Schreibstil und der Spannungsbogen machten dies wieder wett. Eine genussvolle Sommerlektüre, bei der man in die Atmosphäre Dresdens, die Geschichte der Schokolade und in die Welt der Rosen eintauchen kann.
 mehr lesen »


Travel Image

Paradies für Hund und Herrchen

Hundebesitzer aufgepasst. Wer diesen Sommer mit seinem Vierbeiner Urlaub machen möchte, kann es sich in Dorf Tirol im Meraner Land so richtig gut gehen lassen. Dort befindet sich das erste und einzige Hundehotel in Südtirol.
In einigen Unterkünften sind ja Hunde erlaubt, aber es gibt sicher nur wenige, die sich derart auf die Wünsche und Bedürfnisse von Reisenden mit Hund spezialisiert haben wie das Mair am Ort. Die vier Tage, die ich letztes Wochenende mit Harrys Familie inklusive Hund Jeanie dort verbracht habe, waren definitiv zu kurz, um die vielfältigen Angebote zu nutzen wie medizinische Vorträge, Hundeshop, Dog-Sitting, Gassi-Service bis hin zur Hundeausbildung. Am witzigsten fand ich die Hundedusche mit verschiedenen Shampoos zur Auswahl. Jeanie und die übrigen 24 Hunde, die zeitgleich mit uns untergebracht waren, konnten sich wahrlich glücklich schätzen.
Aber nicht nur Jeanie, auch wir kamen auf unsere Kosten, genossen den tollen Ausblick auf die Burgen und Schlösser in der Umgebung und erkundeten die vielen Wanderwege durch Weinberge und Apfelplantagen. Das war auch bitter nötig bei dem reichhaltigen Essen und den vielen Köstlichkeiten, die wir serviert bekamen. Das Frühstücksbuffet mit allen erdenklichen Brotsorten, Müslizutaten und Smoothies zum Selbermixen zählt zu den besten, die ich erlebt habe und wäre schon Grund genug, auch ohne Hund einen Kurzurlaub dort zu verbringen.
 mehr lesen »


Travel Image

Kein Anspruch auf Sicherheit

Die Glücklichen“ lautet der Titel des Debütromans von Kristine Bilkau, der in Hamburg spielt. Damit können unmöglich die Protagonisten gemeint sein, dachte ich, je näher ich sie kennenlernte. Isabell und Georg führen mit ihrem kleinen Sohn vielleicht am Anfang der Geschichte noch ein intaktes Leben, doch das Glück steht auf sehr wackeligen Beinen. Immer wieder spürt man die latente Bedrohung, dass sich die Lebensumstände im Nu ändern und die Familie aus dem Gleichgewicht bringen könnten.
Und so kommt es dann auch. Isabell kann nach der Babypause wegen Lampenfieber nicht mehr als Cellistin auftreten; Georg verliert wegen Sparmaßnahmen seinen Job in einer Zeitungsredaktion. Sie gehen unterschiedlich mit der Situation um, verspüren jedoch beide permanent den Drang, vor der Wirklichkeit zu fliehen. Isabell verkriecht sich am liebsten unter ihre Decke und verdrängt die Realität, Georg sieht sich teure Villen auf Immobilienportalen an und träumt von einem einfachen Leben auf dem Land.
Ich finde, Kristine Bilkau trifft in ihrem Roman die typischen Existenzängste einer jungen Familie in der heutigen Generation sehr genau. Das Gefühl der Überforderung und Ausweglosigkeit vermittelt sie teils einfühlsam, teils schonungslos, was sich im Vokabular der Figuren ausdrückt: „Schwächling“, „Versager“, „Es ist alles zuviel“, „Wir schaffen es nicht.“ Am liebsten möchte man dem verzweifelten Paar aufbauende amerikanische Selbsthilfebücher über positives Denken ans Herz legen. Doch schon bald werden sie erkennen, dass man im Leben keinen Anspruch auf Sicherheit hat und es allein auf die eigene Einstellung ankommt, ob man sich zu den Glücklichen zählt oder nicht.
 mehr lesen »


Travel Image

Gier und Rachedurst

In ihrer Studienzeit sind sie enge Freunde: Samuel, seine Freundin Nina und Samir, die Protagonisten in dem Roman "Die Gierigen" von Karine Tuil. Doch dann verliebt sich Samir in Nina, hat eine Affäre mit ihr und die Tragödie beginnt. Dass Nina bei ihrem Freund Samuel bleibt, kann Samir kaum verkraften. Seine Enttäuschung und Aggression steckt er voll und ganz in seine Karriere und arbeitet sich zu einem hochgehandelten Anwalt in New York hoch.
Ich hatte zunächst Schwierigkeiten, in die Geschichte reinzukommen, zumal ich mich nach langer Zeit wagte, mal wieder einen Roman im französischen Original zu lesen. Richtig spannend wurde es, als nach 20 Jahren Samuel und Nina mit Entsetzen ein Porträt von Samir in der New Yorker Times lesen und feststellen, dass er Teile aus Samuels jüdischer Biografie geklaut hat. Ihr Wiedersehen in einem Hotel wird so eindringlich und dramatisch beschrieben, dass man meint, das ganze Gefühlsspektrum der Figuren, von Neid, Ablehnung, Hass bis hin zur Begierde am eigenen Leib zu spüren. Dabei bietet keiner von ihnen so richtiges Identifikationspotenzial. Wie lange kann Sam, der seine wahre Identität verleugnet und vom Hass auf die soziale Ungerechtigkeit angetrieben wird, so weitermachen? Ist Samuel der Sieger, weil er dem System trotzt und die gesellschaftlichen Regeln nicht mitmacht oder ein Loser, weil er als Schiftsteller noch kein einziges Buch veröffentlich hat?
Man hat den Eindruck, dass Karine Tuil viel Herzblut in die Geschichte gesteckt hat. In ihren Beschreibungen häuft sie oft Adjektive an, so als ob sie das richtige Wort suche oder als ob sie die Sätze verdichten wollte. Ein sprachgewaltiger Roman über Diskriminierung, Lüge, Freiheit, Liebe und Erfolg.
 mehr lesen »


Travel Image

Im Haus der Träume

Historische Serien wie „Luther“, „Sherlock“ und „Downton Abbey“ erfreuen sich großer Beliebtheit. Eine BBC-Produktion, die uns erneut ins Viktorianische Zeitalter versetzt, ist „The Paradise – Haus der Träume“. Sie erzählt die Geschichte von Großbritanniens erstem Kaufhaus und basiert auf dem Roman „Au Bonheur des Dames“ von Emile Zola. Gedreht wurde sie im Lambton Castle, einem Schloss in Durnham im Nordosten Englands, das seit 2011 gern für Hochzeiten und Konferenzen gemietet wird. 
Anfangs erschien mir die Serie wie ein fader Abklatsch von „Mr. Selfridge“. John Moray, Witwer und Besitzer des Kaufhauses, ist die britische Version von Harry Selfridge, zeigt aber lange nicht so viel Charisma, Esprit und Ideenreichtum wie der amerikanische Kaufhausmogul. Interessanter sind da schon die Angestellten wie die frisch eingestellte Verkäuferin Denise Lovett, die mit ihren Marketingideen Schwung in die Damenabteilung bringt, und ihre intrigierenden Kontrahentinnen. Im starken Kontrast zu dem strebsamen Personal stehen die reichen Adligen, die von Katherine Glendenning, Morays Verlobte, treffend verkörpert werden. Ihr Lebensinhalt besteht hauptsächlich darin, sich mit Luxusgütern einzudecken und Männerherzen zu erobern.
Auch die Besitzer der kleinen Geschäfte in der High Street, die ihre handwerklichen Qualitäten anpreisen und ums Überleben kämpfen, lassen einen nicht kalt. Ihre Probleme sind auch heute noch aktuell, nur hat sich dem Wettbewerb zwischen Fachgeschäften, Kaufhäusern und Einkaufstempeln auch noch der Onlinehandel dazugesellt.
 mehr lesen »


Travel Image

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Selten wurden die Höllenqualen einer einseitigen Liebe so treffend und bewegend geschildert wie in dem Roman „Widerrechtliche Inbesitznahme“ von Lena Andersson.
Der Titel bringt die Handlung auf den Punkt und kann doppeldeutig verstanden werden: Die Protagonistin Ester wird so stark von ihren Gefühlen zu einem Mann in Beschlag genommen, dass sie ihrerseits von ihm Besitz ergreift. All das ahnt Ester noch nicht, als sie einen Vortrag über den erfolgreichen Künstler Hugo Rask vorbereitet und sich schon vor der persönlichen Begegnung in ihn verliebt.
Die Figur der Ester war mir auf Anhieb sympathisch. Mir imponierte ihr Lebenskonzept, als Dichterin und Essayistin ihre Zeit hauptsächlich damit zu verbringen, zu lesen, zu denken, zu schreiben und Gespräche zu führen. Ihre Sensibilität gegenüber der Sprache wird ihr jedoch zum Verhängnis, als sie versucht, Hugo Rask an sich zu binden: Jede Bemerkung, jedes Wort des Begehrten wird wie ein Insekt seziert, analysiert und gedeutet.
Manchmal wunderte ich mich, dass eine so kluge Frau wie Ester nicht souveräner mit der Situation umgehen kann. Aber selbst Intellektuelle, die sich philosophisch und psychologisch mit dem Thema Liebe auseinandersetzen sind vor ihren eigenen Gefühlen und dummen Handlungen nicht gefeit. Wer schon einmal unglücklich verliebt war, weiß wie weit die Selbsterniedrigung gehen kann, um nur ein Fünkchen Zuneigung zu erhaschen und seine Sehnsucht zu stillen.
Die schwedische Autorin Lena Andersson beschreibt die ganze Bandbreite von ekstatischen, absurden und ernüchternden Momenten in ihrer ganz eigenen poetischen und unverbrauchten Sprache auf literarisch sehr hohem Niveau.
 mehr lesen »


Travel Image

Geplatzte Lebensträume

Auf der Donauinsel beginnt und endet die Geschichte der vier Freunde Erwin, Jelly, Else und Jens in dem Roman „Am Strom“ von Killen McNeill. Kurz vor ihrem Abitur verbringen sie dort unbeschwerte Wochenenden, zelten am Fluss und blicken erwartungsvoll in ihre Zukunft. Doch dann verunglückt einer von ihnen just an dieser Stelle. Erst am Ende erfährt der Leser, was tatsächlich geschah.
Während Erwin das letzte Schuljahr wiederholt, werden Else und Jelly ein Paar und starten ein gemeinsames Leben, das fortan im Fokus der Erzählung steht. Sehr subtil beschreibt Killen McNeill, wie ihre große Liebe die ersten Risse zeigt. Else kapselt sich immer mehr von ihrem Ehemann ab und sucht ihre Erfüllung in ihrem Beruf als Lehrerin. Jelly dagegen gibt seinen Traum von einer journalistischen Karriere auf und macht sich als lokaler Kulturmanager zum Narren.
Fassungslos verfolgt man, wie Jelly sich immer mehr in sein Unglück verstrickt. Als Ausgleich für seinen Frust  sucht er Trost in Seitensprüngen, Schwindeleien und glaubt bis zum Schluss, damit durchzukommen. Geschickt verwebt der Autor Jellys wachsendes Lügenkonstrukt im Privatleben mit seinem Job, der sich um die Legendenbildung Heinrich Kühlweins unter Einsatz verrücktester Marketingmaßnahmen dreht, und lässt die Situation eskalieren.
Killen McNeill, der aus Nordirland stammt und in Mittelfranken lebt, scheint den Schauplatz seines Romans gut zu kennen. Mit vielen Details lässt er die Landschaft der Donauinsel, die Kiesstrände und die Lange Wand, die engste Stelle des Donaudruchbruchs, vor unseren Augen entstehen.
 mehr lesen »


Travel Image

Die Tränen des Starnberger Sees

33.345 Schritte. 19,75 km. Das zeigte die Health App auf meinem Smartphone nach unserem Marsch um die Osterseen letzten Donnerstag an. Damit liege ich immer noch weit hinter dem Pensum eines Bekannten, der gerade auf dem Jakobsweg unterwegs ist und bis zu 75.000 Schritten am Tag schafft. Aber ich konnte mich ganz gut in ihn hinein versetzen.
Einen Ausflug in das Naturschutzgebiet Osterseen kann ich jedem nur empfehlen. Die Hochmoorlandschaft umfasst 19 kleine Seen, auch „Tränen“ des Starnberger Sees genannt, vergossen angesichts des herrlichen Panoramas. Meine Freundin und ich starteten unsere Route in Iffeldorf bei Penzberg. Der Spazierweg führt mal durch dunkle Wälder, mal an Moorwiesen vorbei und liegt zum größten Teil im Schatten – genau richtig für einen heißen Sommertag. Immer wieder genießt man den Blick auf die Seen, das Farbenspiel von Dunkelblau bis Türkisgrün und die Alpenkette im Hintergrund. Die kürzeste Route ist in etwa zwei Stunden zu schaffen, doch wir machten einen großen Umweg und erkundeten verschiedenste Wege.
Wer zwischendurch ins Wasser hüpfen möchte, tut dies am besten nicht an den überfüllten Badeplätzen, sondern an der Ostseite des Fohnsees. Da gibt es einige versteckte Fleckchen, wo man eine Pause einlegen und sich im immerhin schon 20 Grad warmen Wasser erfrischen kann. Kein Wunder, dass diese Gegend nicht nur Naturfreunde, sondern auch Künstler wie Franz Marc, Kandinsky, Jawlensky und Gabriele Münter anlockte und zu ihren Landschaftsbildern inspirierte.
 mehr lesen »


Travel Image

Ein filmreifes Leben

Eigentlich hatte sich Don nur bereit erklärt, seine Memoiren verfilmen zu lassen. Plötzlich findet er sich mitten in einer Trekking Tour auf dem Inka Trail wieder und das in Begleitung einer Frau, in die er sich verliebt hat.
Wie es dazu kommt, schildert der amerikanische Schriftsteller Donald Miller in seiner ungewöhnlichen Geschichte „A million miles in a thousand years: What I learned while editing my life“. Don stellt nämlich fest, dass sein Leben nicht viel hergibt für ein gutes Drehbuch und kommt ganz schön ins Grübeln. Er beschließt fortan, so zu leben, dass es eine gute Story wird. In einem Kurs lernt er Techniken des Storytellings und versucht, sein Leben, das bisher nicht mehr als eine Kette von langweiligen Ereignissen war, neu zu schreiben.
Sein erstes Abenteuer ist die Wanderung auf dem Inka-Trail in Peru. Der Marsch von Cusco bis zur Ruinenstadt Machu Picchu ist für den nur mäßig Trainierten beschwerlich, doch Don fühlt sich lebendiger denn je. Ich hätte mir gewünscht, dass man mehr Details von dieser Tour erfährt, die ich auch gern auch mal unternehmen möchte. Doch der Autor hält sich nicht lange dort auf, denn das ist erst der Anfang von zahlreichen Erfahrungen und Herausforderungen, denen sich Don stellt.
Wer gerne schreibt oder sich für gute Stories begeistert, wird in dieser Erzählung auf seine Kosten kommen. Ein aufrüttelnder Appell, sein Leben in die Hand zu nehmen und in ein spannendes, filmreifes Drehbuch zu verwandeln.
 mehr lesen »


Travel Image

Picassos große Liebe

Die Stadt Hamburg ist immer eine Reise wert, doch bis 12. Juli aus einem besonderen Grund: Seit April ist dort die Ausstellung „Picasso in der Kunst der Gegenwart“ zu sehen. Anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens zeigen die Deichtorhallen rund 200 Leihgaben aus der Londoner Tate Modern und dem Centre Pompidou. Das Thema: Picassos Einfluss auf die internationale Kunst. 
Eine gute Begleitlektüre dazu ist der im März erschienene Roman „Madame Picasso“. Anne Girard schildert darin nicht nur die Liebesbeziehung zwischen Picasso und seiner zweiten Frau Eva, sondern auch wie Picasso von seinen Zeitgenossen gesehen und verehrt wurde.
Zunächst lernen wir die junge Eva Gouel kennen, die nach Paris gezogen ist, um dem eintönigen Leben in ihrer Heimat Vincennes zu entfliehen. Sie will teilhaben an dem pulsierenden und glamourösen Leben der französischen Hauptstadt. Dafür hat sie sich den eleganten Namen Marcelle Humbert zugelegt und eine Stelle als Näherin im Moulin Rouge angetreten. Anfangs ist sie noch unsicher, unbedarft und bescheiden, doch ziemlich rasch entwickelt sie sich zu einer selbstsicheren und zielstrebigen Frau. Die beachtliche Verwandlung hat sie vor allem einer Person zu verdanken: Pablo Picasso.
Die beiden begegnen sich das erste Mal in einer Ausstellung im Palais des Arts., wo sie das berühmte Gemälde „Le bonheur de vivre“ von Henri Matisse bewundern. Die Anziehungskraft zwischen den beiden ist so groß, dass Picasso nicht nur die Beziehung zu seiner Lebenspartnerin Fernande Olivier beenden, sondern für Eva bereit ist, ein völlig anderer Mensch zu werden: vom eitlen, vergnügungssüchtigen Egoisten und Verführer zum hingebungsvollen, treuen Ehemann.
Bei der Lektüre fühlte ich mich an meine Studienzeit erinnert, in der ich mich mit Begeisterung mit Romanen und Kunstwerken von Picassos Zeitgenossen wie Rimbaud, Maupassant, Apollinaire, Braque und Derain beschäftigte. Der Roman ist eine sehr lebendig und einfühlsam erzählte Liebes- und Lebensgeschichte einer Frau, der es gelang, einen Frauenhelden wie Picasso zu zähmen.
 mehr lesen »