Archiv 2015-02

Workout für unterwegs
Fitness-Tubes, elektronische Springseile, Gewichtsmanschetten ... Zum Frühjahr werben die Händler wieder verstärkt für all mögliches Fitnesszubehör. "Völlig überflüssig", würde Mark Lauren sagen, der auf Body Weight Exercises schwört. Er hat ein Trainingskonzept entwickelt, das nur das eigene Körpergewicht als Widerstand nutzt, und zur Ausbildung amerikanischer Spezialeinheiten einsetzt. Das Workout beschreibt der Trainer, der in Tampa, Florida lebt, in seinem Bestseller „You are your own gym – The Bible of Body Weight Exercises“ („Fit ohne Geräte – Trainieren mit dem eigenen Körpergewicht“). Auch die Macher von Functional Training 24 sind überzeugt von dieser Trainingsmethode.
So kann das Workout überall stattfinden, zum Beispiel im Hotelzimmer. Einige der beschriebenen variationsreichen Liegestützen und Kniebeugen habe ich im letzten Urlaub schon ausprobiert. Auf die Wasserflaschen, die ich bisher als Hantelersatz verwendete, könnte ich schon mal verzichten. Ich wäre schon froh, wenn mir auf die Weise der üble Muskelkater nach zweiwöchiger Trainingspause erspart bliebe.
Ein tägliches Pensum von 20 Minuten, so Mark Lauren, mache die Fahrt ins Fitness-Studio überflüssig. So weit konnte mich der BWE-Experte dann doch nicht überzeugen. Ich sehe sein Programm eher als Ergänzung und praktische Alternative im Urlaub und mag auf mein Langhanteltraining nicht verzichten. Auch wenn die beschriebenen Trainingseinheiten zeitsparend und effizient sind, würde ich doch etwas sehr Wichtiges vermissen: den Spaßfaktor.

Sozialkritische Culture-Clash-Komödie
Die Story des französischen Films „Les Invicibles“ ("Eine ganz ruhige Kugel") von Frédéric Berthe ist nichts Weltbewegendes. Doch die liebevoll und differenziert gezeichneten Charaktere und leisen Untertöne machen die Komödie durchaus sehenswert.
Es geht um Momo und Jacky, die auf Dorfplätzen ihrer südfranzösischen Heimat Boule-Spieler austricksen und sich mit Gaunereien durchs Leben schlagen. Als sie von einer internationalen Boule-Meisterschaft mit 500.000 Euro Preisgeld erfahren, wittern sie ihre große Chance. Jacky, gespielt von Gérard Depardieu, will Momos Talent nutzen und einen Champion aus ihm machen.
Momo fühlt sich wie ein Franzose, doch aufgrund seiner algerischen Wurzeln sehen ihn nicht alle so. Er schafft die Hürde ins französische Nationalteam, doch der Sponsor sabotiert sein Weiterkommen wegen seiner Herkunft. Zum Glück hat er trotz einiger Meinungsverschiedenheiten nicht nur Jacky, eine Art Ersatzvater, sondern auch die clevere Pressreferentin des Events auf seiner Seite.
Es ist ein warmherziges und amüsantes Feel-Good-Movie, das zeigt, was wahre Freundschaft und Toleranz bedeuten.

Musik- und Kunstgenuss
„Hören wir zur Abwechslung mal Klassik Radio?“ „Nee, bloß nicht das Klaviergeklimper.“ „Schade, dann halt Lounge.“
Mit diesem Wortwechsel läuten wir meist das Wochenende ein. Zum Glück gibt es im Internet allein in den Rubriken Easy Listening und Lounge eine riesige Auswahl, dass wir mit großer Wahrscheinlichkeit einen Radiosender finden, der uns beiden gefällt.
Zu unseren Favoriten zählt zum Beispiel Art Web Radio, der uns aus Bordeaux mit groovigem Sound versorgt. Ganz wichtig: ohne Werbepause. Es war schon ziemlich befremdend, als neulich ein cooler Sender mit spacigen Klängen ständig durch Werbung für Schweinebauchhälften bei Netto unterbrochen wurde.
Interessant an Art Web Radio finde ich das Konzept, Musik mit Kunst und Ausstellungen zu verbinden. Künstler werden aufgefordert, ihre Werke in digitaler Form einzureichen. Wer Glück hat, findet seine Zeichnung oder Fotografie auf der Website artwebradio.com wieder. Außerdem werden allerlei Infos über aktuelle Ausstellungen, kulturelle Events, Konzerte und ausgefallene Hotels geboten.
Weitere Internet Radiosender, die ich Easy Listening Hörern empfehlen kann, sind:
- Absolute Vintage Radio
- Café Cody
- FM Chillout Lounge
- Ambient & Lounge-
- Deluxe Lounge Radio
In diesem Sinne wünsche ich Euch ein schönes Wochenende und viel Spaß beim Chillen.

Bücher, die das Leben versüßen
Odette Toulemonde in der gleichnamigen belgisch-französischen Komödie von Éric-Emmanuel Schmitt führt auf dem ersten Blick kein schönes Leben. Sie hat einen schlecht bezahlten Job in einem Kaufhaus im belgischen Charleroi und muss sich zu Hause mit einer ständig schlecht gelaunten Tochter herumschlagen. Doch trotzdem ist Odette glücklich und das hat sie dem Schriftsteller Baltasar zu verdanken. Seine Romane versüßen ihr den Alltag, bringen sie wortwörtlich zum Schweben und erlauben ihr, in einer Fantasiewelt zu leben.
Sie möchte Baltasar wissen lassen, wieviel ihr seine Romane bedeuten, und schreibt ihm einen Brief. Der Schriftsteller, der so viele Leserinnen beglückt, ist selbst alles andere als glücklich. Sein letztes Buch wurde von den Kritikern vernichtet, seine Frau betrügt ihn. Nach einem missglückten Selbstmordversuch findet er Odettes Brief in seiner Jackentasche und sucht sie auf.
Nun könnte daraus eine vorhersehbare kitschige Liebesgeschichte werden, doch die Figuren sind vielschichtiger. Odette, gespielt von Catherine Frot, ist zwar verträumt und fantasievoll, aber auch realistisch und bodenständig. Baltasar, der bisher eine abfällige Meinung von seinen ungebildeten Leserinnen hatte, entdeckt die verborgene Schönheit, die hinter jedem Menschen steckt, egal aus welcher Schicht.
Herrlich ist die Szene, in der Odette bei einer Signierstunde nicht mal ihren Namen richtig aussprechen kann. Dies hat der Schriftsteller und Drehbuchautor wohl tatsächlich so erlebt und ihn zu dieser Geschichte inspiriert.

Erfolgsrezept aus 80 Zutaten
Am Wochenende nutzte ich unseren Bummel über den Viktualienmarkt dazu, meinen Müslivorrat aufzufüllen. Was ich zum Frühstück nicht mehr missen möchte, ist das Espressomüsli von mymuesli.
Die Erfolgsgeschichte dieser Marke liest sich wie ein Märchen. Drei Studienfreunde fuhren mit dem Auto zu einem Badesee und hörten eine einfallslose Müsliwerbung im Radio. Das brachte sie auf die Idee, Müsli zum Selbermixen im Internet anzubieten. Aus 80 verschiedenen Bio-Zutaten, von Buchweizenflocken über Gojibeeren bis hin zu Paranusskernen, kann sich der Kunde sein Lieblingsmüsli zusammenstellen.
Schon kurz nach der Gründung im Jahr 2007 erhielten sie anscheinend so viele Online-Bestellungen, dass sie die Packungen nächtelang selbst abfüllen mussten. Mit dem ganzen Drumherum – peppige recyclebare Dosen, customized Varianten für Figurbewusste, Sportler und Kinder sowie einladende Läden zum Probieren – gelang es dem Trio, aus einem unspektakulären Produkt wie Müsli ein Konsumerlebnis zu schaffen. Respekt. Wobei man bei manchen Namen wie „Aktivschönmuesli“, „Highperformancemuesli“ und „Prinzessinnenmuesli“ schon schmunzeln muss.
Alles nur ein Marketinggag oder überzeugt auch der Geschmack? Getestet habe ich bisher die Sorten Himbeer, Blaubeer, Matcha und Kakaosplitter, doch mein Favorit bleibt Espresso. Die mit Zartbitterschokolade überzogenen Espressobohnen und weißen Schoko-Dinkelbällchen peppen mein Basismüsli mit frischen Früchten richtig schön auf. So habe ich das Konzept von mymuesli für mich erweitert und mein eigenes Lieblingsmüsli kreiert.

Dem Glück auf die Sprünge helfen
Dieses Wochenende beschäftigen sich in der Universität Witten/Herdecke 300 Kongressteilnehmer mit dem Thema „Glück –zwischen Sein und Haben“. Für meine Freundin ist es ein besonderer Event, denn sie wird dort zum ersten Mal einen Workshop halten.
Die Veranstaltung richtet sich an Familienunternehmen und geht der Frage nach, welche Rolle „Glück“ in Betrieben spielt. Können Unternehmer durch gezielte Vorbereitung und der eigenen Intuition glückliche Zufälle nutzbar machen? Unter welchen Bedingungen macht Arbeit Freude und dient der Entwicklung persönlicher Fähigkeiten?
Ich hatte vor zwei Wochen das Vergnügen, meine Freundin bei einem Übungs-Workshop im kleinen Kreis zu erleben. Unter dem Titel „Mythen und Wege zum Glück“ gab sie einen interessanten Einblick in Erkenntnisse der Psychologie und Gehirnforschung.
Überrascht hat mich, dass die Neigung, ob wir uns glücklich oder unglücklich fühlen, zu 40 % genetisch bedingt ist. Ich erinnere mich an meinen Vater, der mir als Lebensziel immer wieder eintrichterte „Be happy“. Dabei war er selbst sehr grüblerischer Natur und tat sich mit seinem eigenen Lebensmotto offensichtlich schwer.
Fest steht: Die Glücksforschung boomt – besonders in den USA, wo sogar Fernstudiengänge in „Science of Happiness“ angeboten werden. Aber auch hierzulande beschäftigen sich immer mehr Menschen mit dem Thema Glück und Zufriedenheit im Leben – ich selber zähle dazu und habe etliche Bücher darüber gelesen. Mich würde sehr interessieren, welche Impulse die Kongressteilnehmer aus den 35 Workshops und Vorträgen von Glücksforschern mitnehmen.

Märchenhafte Tragikomödie
Die Serie "Dicte" weckte bei mir die Lust, einen älteren Film mit Iben Hjelje in der Hauptrolle hervorzukramen: die dänisch-schottische Co-Produktion "Skagerrak". Darin spielt sie anfangs nicht gerade eine Sympathiefigur: Marie hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und ertränkt ihren Frust in Alkohol und Sex.
Um an Geld zu kommen, lässt sich sich von einem reichen adligen Paar als Leihmutter engagieren. Als ihre Freundin Sofie bei einem Verkehrsunfall stirbt, packt sie jedoch die Panik. Auf der Flucht vor ihren Auftraggebern findet sie Unterschlupf in der Autowerkstatt 'Skagerrak', wo sich drei schräge Automechaniker rührend um sie kümmern. Von da an wendet sich das Blatt für Marie allmählich und die Story entwickelt fast schon märchenhafte Züge. Das überraschende Ende hat mich ziemlich vom Hocker gehauen.
Wer schräge Komödien mag, die Sozialdrama, Tragödie und rabenschwarzen Humor geschickt miteinander verknüpfen, wird auf seine Kosten kommen.

Genetischer Komponist auf der Flucht
Würde ich mich in der Musikgeschichte und -wissenschaft besser auskennen, hätte ich mich wohl leichter getan bei der Lektüre von Richard Powers’ „Orfeo“. Erzählt wird die Geschichte von Peter Els, einem ehemaligen Musikprofessor an der Ostküste der USA. Sein neues Hobby seit der Pensionierung: die Züchtung von Bakterien, um sie als Speicher- und Verbreitungsmedium für seine Musik zu nutzen.
Als die Home-Security in sein Labor stolpert und einen arabischen Notendruck aus dem 16. Jahrhundert entdeckt, beginnt eine verrückte Jagd auf den vermeintlichen Bioterroristen. Währenddessen erinnert sich Peter Els an seine Beziehungen in der Vergangenheit wie zu seiner Jugendliebe, seiner geschiedenen Frau und zu seiner Tochter.
Stephen Kurtz, einem bioArtisten ist es vor zehn Jahren so ergangen wie dem Protagonisten. Nach seiner Verhaftung wegen Bioterrorismus musste er jahrelang um seine Rehabilitierung kämpfen.
Wieder einmal widmet sich Richard Powers seinen Lieblingsthemen Literatur und Wissenschaft und zelebriert seine große Leidenschaft für die Welt der Musik. Die intensive Beschreibung von Geräuschen, Tönen, Harmonien und Melodien bereiten auch Musiklaien großes Lesevergnügen.

Ein Zarentee erobert die Welt
Es gibt einen Tee, den man allein wegen des originellen Dosendesigns kaufen möchte: der KUSMI TEA. Die farbenfrohen barocken Metalldosen lassen bereits eine lange Tradition vermuten, die in Russland ihren Ursprung nahm. Pavel Kousmichoff, der Sohn einer russischen Bauernfamilie, verließ im Alter von 14 Jahren sein Heimatdorf und ging nach Sankt Petersburg, um Arbeit zu finden. Er konnte weder lesen noch schreiben und fand in einem Teegeschäft eine Anstellung als Botenjunge. Als der Geschäftsführer seine besonderen Fähigkeiten entdeckte, beschloss er Pavel zu fördern und führte ihn in die Geheimnisse russischer Teemischungen ein.
Als Pavel die Tochter eines bedeutenden Papierhändlers heiratete, schenkte ihm sein Chef einen Teeladen mit einer kleinen Wohnung in der Sadovaia-Straße. Dies war die Geburtsstunde des Teehauses P. M. Kousmichoff im Jahre 1867. Das Teehaus entwickelte sich schnell zu einem der größten Russlands und wurde Hoflieferant des Zaren.1917 gründete sein Sohn Vietcheslav, der sich zuvor in London mit englischem Tee beschäftigt hatte, das Haus Kusmi-Thé in Paris. In den folgenden Jahren eröffnete das Unternehmen Büros in New York, Hamburg, Konstantinopel und Berlin.
Heute bietet das Teehaus neben russischen Mischungen viele andere Sorten wie Rooibos, Kräuter- Wellness-Tees. Probiert habe ich bisher „Prinz Wladimir“, der 1888 zu Ehren von Waldimir dem Großen kreiert wurde. Es ist eine ungewöhnliche Mischung aus Earl Grey, Zitrusfrüchten, Vanille und Gewürzen, aber mit 14 € für 125 Gramm meiner Meinung nach überteuert.

Neuer Krimistoff aus Dänemark
Sehr erfreulich, dass nach Sarah Lund und Anna Pihl wieder eine neue Ermittlerin aus Dänemark die TV-Serienlandschaft betritt: „Dicte“ ist eine Erfindung der Krimiautorin Elsebeth Egholm und arbeitet als Kriminalreporterin für das „Tageblatt“ in Aarhus, der zweitgrößten Stadt Dänemarks.
Frisch geschieden ist sie in ihre Heimatstadt zurückgekehrt und schreibt Reportagen über Verbrechen und gesellschaftspolitische Missstände. Das heißt, sie schreibt nicht nur, sondern mischt bei der Aufklärung ordentlich mit – sehr zum Missfallen des lokalen Chefermittlers John Wagner und seiner lesbischen Kollegin Linda Bendtsen. Durch ihre hartnäckige und unkonventionelle Art legt sie sich schnell mit Kriminalbeamten und Redaktionskollegen an.
Durch die fünf in sich geschlossenen Folgen zieht sich ein weiterer Handlungsstrang wie ein roter Faden: die Suche nach Dictes Sohn, den sie mit 16 Jahren zur Welt brachte und den ihre Eltern, strenggläubige Zeugen Jehovas, zur Adoption freigaben. Moralisch unterstützt wird sie von zwei engen Freundinnen und ihrer 17-jährigen Tochter.
Mag sein, dass mein Urteilsvermögen durch mein Faible für die Schauspielerin Iben Hjelje leicht getrübt ist, denn manche Themen wie Kindesmissbrauch und Menschenhandel mit Prostituierten sind nicht gerade originell. Trotzdem ist die Serie für mich persönlich durch das Spannungsfeld zwischen den Figuren und die pointierten Dialoge den deutschen Krimiformaten allemal vorzuziehen.

Der Traum von einer großen Zukunft
Ein Geschäftsmann, ein Dienstmädchen und die Stadt Bangalore sind die Protagonisten in dem Roman „The Hope Factory“ ("Die Farben der Hoffnung") von Lavanya Sankaran. Die indische Millionenmetropole hat einen großen Einfluss auf die Lebenswege der zwei gegensätzlichen Figuren.
Anand Murthy ist ein erfolgreicher Unternehmer und kurz davor, einen bedeutenden Auftrag an Land zu ziehen. Für die Expansion seiner Fabrik benötigt er Bauland und Geld, doch wegen der korrupten Verhältnisse gestaltet sich das Unterfangen immer schwieriger.
Kamala arbeitet als Dienstmädchen für Anands Frau Vidja und teilt sich eine kleine Wohnung mit ihrem Sohn. Er soll es einmal besser haben als sie selbst und sie arbeitet hart dafür, ohne sich über die Launen ihrer Herrin zu beklagen.
Der Leser verfolgt deren Schicksale vor der beeindruckenden Kulisse Bangalores. Die Entwicklung von einem verschlafenen Dorf zu einer wirtschaftlich boomenden Metropole mit 8 Millionen Einwohnern ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich Indien in den letzten zwei Jahrzehnten verändert hat. Lavanya Sankaran wirft ein authentisches Bild ihrer Heimat mit all ihren Widersprüchen – der immensen Dynamik und Kreativität einerseits, den korrupten und unzuverlässigen Strukturen andererseits und wie Menschen aus verschiedenen Klassen trotz aller Hindernisse zielstrebig und voller Hoffnung ihren eigenen Weg gehen.

Von der Kunst gerettet
Die Stadt New York wird immer wieder gern als Filmkulisse gewählt, doch meines Wissens hatte sie noch nie das Vergnügen, musikalisch mitzuwirken. Bis der großartige Film „Can a song save your life“ von John Carey gedreht wurde. Es ist eine Liebeserklärung von einem Iren aus Dublin an Manhattan.
Die Geschichte handelt von Mark und Gretta, die beide ihre Orientierung im Leben verloren haben und durch die Musik ihren Lebenssinn wiederfinden. Sie tun sich zusammen, um ihr eigenes Album zu produzieren und dies auf höchst ungewöhnliche Weise. Statt im Studio nehmen sie ihre Songs an den verrücktesten Plätzen New Yorks auf: in einer Seitengasse, auf einem Dach, im Central Park oder in der U-Bahn. Ob Gehupe oder Presslufthammer – die geballte akustische Energie New Yorks fließt in die Balladen der Songwriterin Gretta ein.
In meinem Post über den Film „Die Herzogin“ erwähnte ich schon mal, wie sehr ich die vielseitige Schauspielerin Keira Knightley schätze. Ihr bemerkenswertes Talent stellt sie wieder einmal unter Beweis – diesmal als Sängerin mit einer überzeugenden Natürlichkeit und als junge Frau, die wieder voller Hoffnung in die Zukunft blickt. Am schönsten finde ich die Szene, in der sie und Mark, gespielt von Mark Ruffalo, sich durch das nächtliche New York treiben lassen und gemeinsam Grettas Playlisten anhören.
MIr gefällt außerdem, dass der Film den Zeitgeist widerspiegelt. Warum einen unlukrativen Plattenvertrag abschließen, wenn man mit Fantasie, Improvisationsvermögen und auf unkonventionellem Wege ein Album selbst produzieren kann? Mark und Gretta gelingt es, etwas ganz Einzigartiges zu schaffen. Kann ein Song das Leben retten? Die Antwort lautet glücklicherweise ja.