Archiv 2013-12

Die Kunst des Notierens
Ein Jahr geht zu Ende und so mancher von Euch hat vielleicht seine schönen Erinnerungen in einem Notizbuch festgehalten. Wer meint, Notizen seien lediglich kleine Gedächtnisstützen, wird durch Hanns-Josef Ortheil eines Besseren belehrt. In seinem Buch „Schreiben dicht am Leben – Notieren und skizzieren“ beschreibt er 19 verschiedene Formen des Notierens, die vor allem für Schreiberlinge interessant sein dürften. Ortheil ist Professor für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim und weiß von berühmten Schriftstellern und ihren Notiertechniken zu berichten.
An Utensilien mangelt es mir schon mal nicht. "Keine Stifte, keine Blöcke!“ ist schon lange ein mahnender Spruch, den man mir hinterher ruft, sobald ich eine Papeterie betrete – wohl nicht ganz zu Unrecht, denn meine Notizbuch-Sammlung nimmt bedenkliche Ausmaße an. Manche schwören ja auf das schlichte und ästhetische Design der Moleskine-Bücher. Ich kann auch bei einem Tier- oder Blumenmotiv schwach werden. Aber die Anschaffung war nicht umsonst, denn ich werde sie alle nutzen, um Ideen und Beobachtungen für meinen Blog zu notieren.

Schöner Wohnen
Eine neue Wohnung zu gestalten kann spannend, aber auch ganz schön anstrengend sein. Ich denke da nur an die vielen Rundgänge durch die Möbelhäuser, bei denen ich mich total überfordert fühlte. Viel lieber hätte ich mich zu Hause mit meinem Blog beschäftigt. Aber die Wohnung richtet sich ja nicht von allein ein. Oder doch? Wie praktisch wäre es, wenn das neue Zuhause schon komplett nach eigenen Vorstellungen eingerichtet wäre. Alles was ich tun muss ist einzuziehen. Sie könnte zum Beispiel so ähnlich aussehen wie das Protea Hotel North Wharf in Kapstadt, das in meiner "Best of Serviced Apartments"-Liste Rang 1 belegt.
Vor einer Reise sage ich mir oft: Warum ein Hotelzimmer buchen, wenn ich zum vergleichbaren Preis auch ein geräumiges Appartment bekomme und obendrein mehr Freiheit? Noch schöner wird der Aufenthalt, wenn stilvolle Designermöbel und Dekoartikel das Auge erfreuen wie im Protea. Ich bekam Lust, gleich mehrere Monate in diesem wunderschönen Ambiente zu verbringen, um alle Tätigkeiten auszukosten: Kochen, Essen, Schreiben, Lesen, Fernsehen, Schlafen.
Und dann dieses sagenhafte Frühstücksbüffet! Das hätte ich bitte auch gern in unserer neuen Wohnung. Da muss ich wohl meinen Mitbewohner noch ein wenig bearbeiten. Mal sehen, welche Einrichtungsideen in unsere neuen vier Wände einfließen werden.

Ein Wintertag im Liegestuhl
Ich kann mir gut vorstellen, wie hektisch es heute in der Innenstadt zugeht. Die einen lösen ihre Geschenkgutscheine ein; die anderen sind auf der Suche nach reduzierten Skiklamotten. Ich empfehle Euch ein Alternativprogramm: Wie wäre es mit einem Ausflug zum Starnberger See?
Wir starteten an Heiligabend unseren Spaziergang mit unserem Verwandtenbesuch am Landratsamt, wo man gut parken kann. Dort lockte das Strandhouse zur ersten Einkehrpause, aber wir blieben standhaft. Statt dessen schlenderten wir am Ufer entlang und genossen die schöne Stimmung. So ein milder Dezember ohne Schnee hat was.
Nach zwanzig Minuten tauchte vor uns das bekannte Undosa auf. Das Strandbad wurde 1905 errichtet und war ein exklusiver Treffpunkt für betuchte Münchner. Heute besteht nur noch der Restaurantbetrieb, wo wir uns in bequemen Liegestühlen einen Glühwein bzw. Kinderpunsch (Pech, wenn man fahren muss) genehmigten. Wir hatten uns dort mit dem Schweizer Marco, einem Freund von meinem Schwager und Australier Steve, verabredet. Beide kannten sich aus Hongkong und aus London, wo sie zusammen gearbeitet hatten. In unseren Gesprächen wechselten sich daher ständig Sprache und Schauplatz.
Im Undosa hätten wir uns kurzfristig noch Tickets für ein Weihnachtsevent oder eine Silvesterparty mit Après Ski Bar, Go Go Girls und großem Feuerwerk besorgen können. Das Dinner Musical "My fair Ladies" mit 4-Gänge-Menü am 3. Januar oder die Ü30-Party eine Woche später waren auch eine Option. Doch wir konnten widerstehen und traten die Heimfahrt an. Das war Weihnachten einmal ganz anders.

Mit Herzblut aufgebaut
Es gibt viele Menschen, die mit einer handwerklichen Begabung gesegnet wurden. Harry und ich zählen leider nicht dazu. Angesichts unseres bevorstehenden Umzugs stellt dies einen gewissen Nachteil dar. Zum Glück haben wir hilfsbereite Bekannte, die uns unter die Arme greifen.
Doch manchmal packt meinen Freund ein ungewohnter Ehrgeiz. „Die Nachtkästen schaffe ich selber“, sagte er voller Zuversicht, schmiss sich auf unsere schönen Feinsteinfliesen und legte mit seinen zarten Händen, die sonst nur Tastaturen gewohnt sind, los.
Die verschachtelte Konstruktion – eine Schublade in der Schublade! – hatte es in sich. Doch trotz mehrfacher Schienen und Türdämpfer, standen nach geschlagenen zwei Stunden zwei hübsche und funktionstüchtige Nachtkästchen nebeneinander – die ersten Möbelstücke in unserem neuen Zuhause. Harry, ich bin stolz auf dich.

Merry Christmas
Vor einigen Jahren stolperte ich das erste Mal über den Autor Deepak Chopra – und zwar in Form dieses wunderbaren Zitats. Es gibt viele Ausdrucksweisen für das Motto, jeden Augenblick bewusst zu erleben. Dieses Wortspiel gefällt mir besonders.
Im Mai stieß ich durch Zufall erneut auf den Namen Deepak und wurde neugierig auf seine Bücher. Der international bekannte Arzt ist Fürsprecher der ganzheitlichen Medizin und führt ein Gesundheitszentrum in Carlsbad in Kalifornien. Als erstes las ich „Super Brain“, in dem er beschreibt, wie wir das Potenzial unseres Gehirns durch mehr Achtsamkeit und eine bewusste Ausrichtung ausschöpfen können. Auch seine Bücher "The Soul of Leadership" und "The Seven Spiritual Laws of Success" haben mich beeindruckt. Die Verknüpfung von neurowissenschaftlichen Forschungsergebnissen mit spirituellen Einsichten fand ich sehr interessant. Vor einem Jahr hätte ich das Ganze sicher noch als esoterischen Humbug abgetan. Aber dieses Jahr befand ich mich in einer Phase, in der ich seine Ansichten gut nachvollziehen konnte. Mein verblüffendstes Aha-Erlebnis: Das Leben kann viel spannender sein, wenn man hin und wieder seine Prinzipien über Bord wirft und neue Denkweisen zulässt.
Ich wünsche Euch ein wunderschönes Weihnachtsfest und hoffe, dass Ihr Euch und Eure Lieben nicht nur heute, sondern jeden Tag mit glücklichen Momenten und Zufriedenheit beschenkt.

Familientreffen
Vor zwei Jahren verbrachten meine Mutter und ich Weihnachten in London. Es gab auch einen besonderen Anlass: meine Schwester und ihr Freund, die schon lange Zeit als Architekten in dieser begehrten Stadt leben, hatten sich einen Traum erfüllt und eine Wohnung gekauft.
Neben einer eingehenden Wohnungsbesichtigung genossen wir ein gelungenes Festtagsprogramm: zur Einstimmung eine Nußknacker Ballettaufführung im London Coliseum, Schlemmen im China Town, Bummeln durch Notting Hill und ein exzellentes Truthahnessen.
Als Verdauungsspaziergang bestiegen wir den Hügel Primrose Hill und schlenderten anschließend durch das gleichnamige Stadtviertel. Dort wohnen angeblich viele Promis wie Gwen Stefanie, Kate Moss, Daniel Craig und Jude Law, der uns leider nicht über den Weg gelaufen ist.
Dieses Jahr haben wir uns alle in München versammelt. Unsere neue Wohnung können wir zwar noch nicht einweihen, aber wir bekommen bestimmt eine Menge Einrichtungstipps von unseren angereisten Experten.

Budenzauber im Airport Center
Die Christkindlmärkte verfolgen mich überallhin – sogar zum Münchner Flughafen, wo ich heute meine Mutter abgeholt habe. Ankunftszeit: 11 Uhr, also genau abgestimmt auf die Öffnungszeit des Wintermarktes.
Für alle, die noch weiterreisen, sicher eine nette Option, sich die Zeit zu vertreiben. Bei über 50 Verkaufsständen lassen sich auch längere Wartezeiten gut überbrücken. Es gibt sogar Münchner wie eine Kollegin von mir, die extra nach Erding hinausfahren, um mit der Familie die kostenlose Eisbahn zu nutzen. Vielleicht kommen sie ja auch in den Genuss des großen Bühnenprogramms mit etlichen Musikbands.
Meine Mutter macht einen erschöpften Eindruck, also halten wir uns nicht lange auf. Morgen bin ich ja eh wieder um die gleiche Zeit hier, um meine Schwester und ihren Freund abzuholen. Was mich reizen würde, ist die abendliche Lichterfahrt über das Flughafengelände. Vielleicht nehmen wir uns das nächstes Jahr mal vor. Heute fahren wir nach Hause und backen Last-Minute-Plätzchen.

In der Prärie
Was TV-Serien betrifft, habe ich mich schon durch viele Genres durchgearbeitet: Von Romanze und Komödie über Drama und Krimi bis hin zu Science-Fiction. Da kann es schon mal passieren, dass eine Familienserie für Pferdeliebhaber hineinrutscht, obwohl ich gar nicht zur Zielgruppe gehöre. So geschehen mit „Heartland“.
Ich gebe zu: Vor langer Zeit habe ich alle Staffeln von "McLeods Töchter" gesehen, die auf einer australischen Rinderfarm spielt. „Heartland“ handelt ebenfalls von zwei Schwestern, umfasst aber mehrere Generationen und spielt auf einer Ranch im Vorland von Alberta in Westen Kanadas.
Nachdem ich gerade die vorletzte Serie von „Breaking Bad“ gesehen hatte, konnte der Kontrast kaum größer sein. Leicht irritiert vom Cover, das eher ein Teenie-Drama vermuten ließ, nahm ich mir vor, nur kurz in die erste Folge reinzusehen – und blieb wider Erwarten hängen. Das liegt vor allem an den überwältigenden Landschaftsbildern, die Lust machen, sofort nach Kanada aufzubrechen. Bühnenbildausstatter Rick Roberts erklärt in einem Interview, dass er den Zuschauern seine Heimat fernab von den üblichen Assoziationen wie Öl, Reichtum und Glastürme näher bringen wollte. Statt dessen zeigt er das Leben der Pferdebesitzer und Ranchfamilien und lässt viel einheimisches Kunst- und Handwerk in das Set einfließen – zum Beispiel in die Einrichtung des Wohnhauses oder der Ferienranch.
Natürlich spielt bei mir auch die Faszination des völlig andersartigen Lebens eine Rolle. Wie würde ich wohl als Stadtmensch in solch einer Umgebung zurecht komme? Vermutlich gar nicht ... Umso schöner, wenn man dies einmal fiktiv ausleben kann.
Es ist entspannend und herzerwärmend, die Pferdeabenteuer und die vielschichtigen Generationskonflikte zwischen den gut gezeichneten Charakteren zu verfolgen. Für viel Humor sorgen die siebengescheite Aushilfskraft Mallory, der sture Großvater und die geschäftstüchtige ältere Schwester. Hoffentlich ist der Wortwitz in der deutschen Synchronisation nicht verloren gegangen. Die Macher von Heartland wollten eine unterhaltsame Serie für die ganze Familie schaffen und das ist ihnen sicherlich gelungen.

Zwischen Entsetzen und Bewunderung
Jeannette Walls, eine erfolgreiche Journalistin in New York, ist auf dem Weg zu einer Party. Aus dem Taxi beobachtet sie eine in Lumpen gekleidete ältere Frau, die einen Mülleimer durchwühlt. Es ist ihre Mutter.
Spannender kann eine Familiengeschichte wohl kaum beginnen. In dem Roman „Glass Castle“ schildert Jeannette Walls ihre Kindheits- und Jugenderinnerungen, die jedes Vorstellungsvermögen sprengen.
Ich erlebte ein ständiges Wechselbad der Gefühle: mal war ich entsetzt, was die Eltern ihren Kindern in ihrer Existenznot zumuten, dann wieder faziniert, wie sich die Familie mit viel Liebe und Einfallsreichtum durch das Leben schlägt. Die Pappkartons, die sich in unserer neuen Wohnung türmen, erinnerten mich an eine schockierende Szene im Buch: was für unsereiner lästiges Verpackungsmaterial zum Entsorgen ist, diente den Kindern als Schlafstätte!
Am meisten faszinierte mich, wie es der Familie Walls gelang, ein Leben völlig außerhalb gesellschaftlicher Konventionen zu führen. Es ist eine Geschichte, die sehr bewegt und die eigenen Alltagssorgen nichtig erscheinen lässt.

Wohin mit den Büchern?
Diese Frage stellt sich zum Glück nicht mehr, seitdem ich einen E-Book-Reader besitze. Und wie glücklich ist erst mein Freund, dem nicht mehr meine Bücher um die Ohren fliegen, wenn er unseren Küchenschrank öffnet. Aus lauter Verzweiflung hatte ich nämlich jeden erdenklichen Platz für die zunehmenden Bücherstapel genutzt.
Sehr lange hatte ich mich geweigert, mir einen E-Book-Reader anzuschaffen und zwar aus folgenden Gründen:
1. Allein durch Harrys regelmäßige Neuanschaffungen haben wir im Wohnzimmer mittlerweile mehr technische Geräte als Möbelstücke.
2. Ich habe ein Faible für Gedrucktes und wollte das haptische Leseerlebnis nicht missen.
3. E-Books finde ich immer noch verhältnismäßig teuer (außer englischsprachige).
Bis ich eines Tages auf das Angebot japanischer E-Books bei Amazon stieß. Nach der Japanreise im März bedauerte ich nämlich, dass ich nur schwer an japanische Bücher herankommen konnte. Es sei denn, ich kaufte mir einen Kindle und kam dann in den Genuss von mindestens 4000 japanischsprachigen Werken verschiedenster Art. Also schlug ich zu und kaufte mir den Kindle Paperwhite, denn Beleuchtung und Augenfreundlichkeit waren mir wichtig.
Seitdem ist der Kindle mein ständiger Begleiter. Das Gerät liegt angenehm in der Hand, die Schrift ist sehr gut lesbar und man hat endlich wieder Platz im Regal für schöne Bildbände! Sehr praktisch sind zudem die täglichen Kindlepost-Angebote, die mich auf neue englische Bücher und Autoren aufmerksam machen. Mein allererstes E-Book trug den Titel „Make a habit, break a habit“, das tatsächlich so einige Gewohnheiten in meinem Leben verändert hat, unter anderem meine Lesegewohnheit.

Window Shopping
Auch wenn mir das ganze Brimborium rund um Weihnachten manchmal auf die Nerven geht, möchte ich doch eines nicht missen: die schönen Schaufensterdekorationen in der Stadt.
Besonders hübsch geschmückt waren die Geschäfte in Paris, wo wir vor vier Jahren ein verlängertes Dezemberwochenende verbrachten. Nachdem wir uns am Christkindlmarkt am Champs-Elysées gestärkt hatten, spazierten wir bei klirrender Kälte die Parallelstraße Rue due Faubourg Saint-Honoré entlang. Dort reihten sich die üblichen Verdächtigen wie Prada, Gucci, Chanel und Yves Saint Laurent wie Perlen auf einer Kette. Die festlich geschmückte Hausfassade und die dekorativen Schaufenster waren ein wahrer Augenschmaus. Zum krönenden Abschluss erreichten wir den wunderschön beleuchteten Place Vendôme.
Statt Christmas Shopping genossen wir eher Window Shopping, was mindestens genauso viel Spaß machte und unserem Geldbeutel sicher gut tat.

Was passiert mit Heisenberg?
So schön ist der Pool von Walter White und seiner Familie nicht, aber dafür Schauplatz von sehr einprägsamen Szenen in der Serie „Breaking Bad“. Heute erscheint bei uns die finale Staffel auf DVD und ich bin sehr gespannt, wie Walters unaufhaltsame Wandlung vom krebskranken Chemielehrer zum machtgierigen Drogenboss Heisenberg enden wird.
Die Serie ist der Hammer. Schon die ersten Szenen haben mir die Sprache verschlagen und im Laufe der fünf Staffeln hat sich meine Bewunderung für die Macher nur noch gesteigert. Beachtlich ist die schauspielerische Leistung des Hauptdarstellers Bryan Cranston. Seine Mimik verrät nur zu gut, mit welchen inneren Konflikten er ständig zu kämpfen hat. Er und sein Partner Jesse Pinkman bilden ein derart schräges Duo, dass man sich trotz der Dramatik und Tragik immer wieder darüber amüsieren muss, was ihnen alles widerfährt. Die Mischung aus rabenschwarzem Humor, skurillen Figuren, einfallsreichen Kameraeinstellungen und atmosphärischen Bildern machen so manche Folge zu einem kleinen Kunstwerk.
Wohl deshalb wurde die Serie vielfach prämiert und ist mittlerweile so beliebt, dass sogar Breaking Bad Bustouren durch Albuquerque angeboten werden. 13 Drehorte werden abgeklappert – vom Wohnhaus der Familie White über die Octopus-Autowaschanlage bis hin zu Walters Drogenlabor. So schnell kann aus einem unscheinbaren Industriegebiet in Neu-Mexiko eine Touristenattraktion werden.

Vorweihnachtliche Weltreise
Jedes Jahr lockt der Winter-Tollwood auf der Theresienwiese mit Kunsthandwerk und Genüssen aus aller Welt. In den letzten Jahren habe ich den beliebten Weihnachtsmarkt gemieden, weil er an Wochenenden und Abenden einfach hoffnungslos überfüllt ist. Letzte Woche aber nutzte ich einen Urlaubstag für einen ganz entspannten Besuch an einem sonnigen Nachmittag.
Es war herrlich, von Stand zu Stand zu schlendern und sich mit heißen Maroni und gebrannten Vanillemandeln auf eine kulinarische Rundreise einzustimmen. Bei dem großen Angebot hätte ich beinahe etwas sehr Sehenswertes verpasst: Den Weltsalon, den ich ganz zufällig entdeckte.
Die wechselnden Projektionen auf einer riesigen Kugel umgeben von farbenfrohen Kunstinstallationen und einer Ausstellung deuten gleich auf das Hauptthema „Mission Erde“. Ökologische und gesellschaftliche Themen wie Globalisierung, Gerechtigkeit, Frieden und Umweltschutz werden hier eindrucksvoll in Szene gesetzt und sollen zum "Umdenken anstiften". Ergänzend finden Podiumsgespräche, Live-Reportagen und Konzertabende statt. Ein Besuch lohnt sich, wenn man genügend Zeit mitbringt.

Purer Nervenkitzel
Bei diesen frostigen Temperaturen macht man es sich doch gern mit einer guten DVD auf der Couch gemütlich. Bei mir kommt es auch schon vor, dass ich bei strahlendem Sonnenschein mitten im Hochsommer nicht vom Fernseher loskomme. Ich bekenne: ich bin ein Serienjunkie.
Eine Produktion mit großem Suchtfaktor ist "Damages". Der Titel verrät bereits, worauf man sich einlässt. Eine New Yorker Kanzlei führt milliardenschwere Gerichtsprozesse, die Menschen nicht nur in den finanziellen Ruin, sondern auch in den Tod treibt und so manch Kollateralschaden hinterlässt.
Besonders sehenswert ist Glenn Close als unberechenbare Staranwältin mit Pokerface. Gemeinsam mit ihrem Protegée nimmt sie den Kampf gegen Wirtschaftskriminalität höchsten Kalibers und korrupte Machenschaften auf. Das Mittel der Wahl heißt Manipulation; die durchgehende Botschaft lautet: Traue niemandem. Die Zeitsprünge sind manchmal etwas anstrengend, tragen aber wesentlich zur Spannung bei: häppchenweise wird ein Puzzleteil nach dem anderen zur Aufklärung des Falls serviert.
Zur Zeit bin ich bei der vierten Staffel und noch nicht ganz sicher, ob sie das bisherige Niveau hält. Aber allein das spannungsgeladene Verhältnis zwischen den zwei Anwältinnen und ihre psychischen Spielchen ziehen mich schon wieder in den Bann.

Im Konsumrausch
Wenn ich zur Zeit in der Innenstadt unterwegs bin, komme ich mir fast vor wie in Tokio. Dort reicht es, eine harmlose Einkaufsliste in ein paar Geschäften abzuarbeiten und ich bin reif für ein Spa-Wochenende – so wie hier zur Vorweihnachtszeit.
Als ich im März in angesagten Stadtvierteln wie Shibuya und Shinjuku meine Landsleute beobachtete, wurde mir klar, dass Shopping einfach zu ihren Lieblingsbeschäftigungen zählt. Kein Wunder, dass ständig neue Einkaufstempel wie Pilze aus dem Boden schießen, eins gigantischer als das andere. Dabei ist die Architektur oft interessanter als das Warenangebot. Meine Verwandten zeigten mir zum Beispiel den wunderschönen Komplex Tokyo Midtown, den ich Euch einmal vorstellen werde.
Unschlagbar ist wohl der auf die Spitze getriebene Service. In welchem Land bedankt sich schon das Kaufhauspersonal mit einer Verbeugung dafür, dass man den Aufzug benutzt hat? Sogar ein Miniaufzug in einem Louis Vuitton Flagshipstore wurde von einer Angestellten bedient, die eine kleine Umhängetasche mit LV- Label trug und mit mir in den obersten Stock fuhr.
Irgendwie kann ich die Japaner auch verstehen. In einer Gesellschaft, die individuelle Selbstentfaltung und kritisches Denken nicht gerade fördert, wird man vielleicht eher dazu verleitet, sich über den Konsum und Markenartikel zu definieren. Meine größte Versuchung stellen definitiv Bücher und amerikanische Serien dar (dazu morgen mehr). Seitdem ich blogge, stelle ich allerdings fest, dass zu produzieren mindestens so viel Spaß macht wie zu konsumieren.

Am Ziegenhügel
Letztes Jahr erfuhr ich in einem Fernsehbericht von einer ungewöhnlichen Spendenart. Ich erwerbe eine symbolische Ziege und unterstütze mit dem gespendeten Geld das „Ziegenprojekt“ nahe Kasese. Dort kommt das Geld den beteiligten Projektfamilien zu Gute, indem sie von der durch „Schenke eine Ziege“ und „Give a Goat“ - Africa erbauten Ziegenfarm eine Ziege bekommen können, um sie dann für ihre eigene Landwirtschaft einzusetzen. So helfe ich den Familien, sich durch Landwirtschaft finanziell unabhängig zu machen. Ich war so angetan von der Idee, dass ich mich gleich zu einer Spende entschloss und eine symbolische Ziege online in den Warenkorb beförderte.
Jährlich werden ca. 60 Familien in Workshops geschult und erhalten nach der einjährigen Ausbildung ihre Ziege. Damit sich das Projekt selbst trägt, muss von den Nachkommen innerhalb von 2 Jahren ein Zicklein zurück an das Projekt gegeben werden.
Hinter dem Konzept steht ein gemeinnütziger Verein mit dem treffenden Titel „Schenke eine Ziege e.V.“. Er beschäftigt sich mit der Entwicklungszusammenarbeit zwischen Uganda und Deutschland und hat das Ziel einer nachhaltigen Verbesserung von Gesundheit, Bildung und Einkommen am Projektstandort nahe Kasese, Westuganda. Seit der Gründung 2006 wurden bereits eine Ziegenfarm, eine kleine Krankenstation und eine Schule vor Ort gebaut. Zusätzlich wurden ein Mikroversicherungs- und ein neues Krankenversicherungsprogramm sowie zahlreiche Workshops für die Familien am Projektstandort ins Leben gerufen. Zukünftig sind unter anderem der Bau einer Sekundarschule und der Ausbau der Strom- und Wasserversorgung vor Ort geplant.
Mir gefällt, dass hier mein Geld ohne Abzüge ankommt und ich die Projektfortschritte auf der Website verfolgen kann. Selten haben mich eine Hilfsorganisation und ihre Aktivitäten so persönlich angesprochen.

Odyssee durch drei Kontinente
Steve Toltz ist zu beneiden. Der australische Schriftsteller wurde in Sidney geboren und lebte in Montreal, Vancouver, New York, Barcelona und Paris. Ich kenne leider nur die letzten drei Städte, aber die anderen stehen schon auf meiner Wunschliste. Beruflich hat sich Toltz sicher auch nicht gelangweilt: Er verdiente sein Brot unter anderem als Privatdetektiv, Kameramann, Telefonverkäufer, Englischlehrer und Drehbuchautor. Ich hoffe stark, dass er sich künftig dem Schreiben widmet, denn sein erster Roman "A Fraction of the Whole" ist einfach Spitzenklasse. Die deutsche Fassung trägt den vielsagenden Titel "Vatermord und andere Familienvergnügen".
Die komplexe Familiengeschichte spielt sich auf drei Kontinenten und in ungewöhnlichen Locations ab, wobei ich das Labyrinth am orignellsten finde. Im Spannungsfeld zwischen einem intellektuellen Vater und einem kriminellen Onkel, den er verehrt, erlebt der Erzähler Caspar Dean aberwitzige Dinge. Für meinen Geschmack passt hier alles: Toltz' erzählerisches Talent und Sprachwitz, seine Fantasie und die Ironie, die überraschenden Wendungen und die immer wiederkehrende Frage nach dem Sinn des Lebens.
Ich habe den Schmöker verschlungen und war am Ende traurig, die verrückte Welt der Sohn-Onkel-Vater-Beziehung zu verlassen. Hoffentlich beschert uns der Australier bald mehr von dieser Sorte.
Willkommen
Wie kommt jemand, der sich mit persönlichen Infos im Internet zurückgehalten hat, auf die Idee, einen Blog zu starten? Das liegt wohl daran, dass sich meine Einstellung im Laufe des Jahres gewandelt hat. Man kann seine Interessen für sich behalten oder sie mit anderen Menschen teilen. Autoren wie Susan Jeffers, Seth Godin und Deepak Chopra haben mich dazu inspiriert, Letzteres auszuprobieren. Ihr Motto "Get out there and make a difference" hat mir gefallen.
Auf einmal fand ich es spannend, etwas Neues aufzubauen - eine Spielwiese, auf der ich mich mit Gleichgesinnten über Dinge austauschen kann, die mir am meisten Spaß machen: gute Geschichten und schönes Design. Der Blog soll mich auch motivieren, wieder mehr zu schreiben.
Ich freue mich auf Eurer Feedback und hoffe, es ist etwas Inspirierendes für Euch dabei.

Ans Ende der Welt
Wusstet Ihr, dass es nicht nur eine Aversion, sondern auch eine Allergie gegen Kälte gibt? So beobachtet bei meinem Freund Harry. Jedes Jahr wird er von roten Flecken und Juckanfällen heimgesucht, sobald er seine Haut einer Temperatur unter fünf Grad aussetzt. Zum Glück verschwinden sie schnell wieder. Aber das Leiden geht weiter. Beim ersten Schnee verfällt er in tiefste Depression und rettet sich mit gebrannten Mandeln und einem beachtlichen Lebkuchenvorrat ins Frühjahr. Dank seiner Weather App, die am häufigsten genutzte App auf seinem i-Phone, kann er mir in jeder Lebenslage die exakte Temperatur sonniger Gefilde wie Rom oder Kreta mitteilen.
Vor drei Jahren um diese Zeit hatte ich Erbarmen mit ihm und wir flogen in den Süden – genauer gesagt nach Kapstadt. Südlicher geht's praktisch nicht. Ich war sehr gespannt auf das besondere Flair, von dem viele Bekannte schwärmten. Und tatsächlich: diese Stadt hat etwas Magisches, das vor allem vom imposanten Tafelberg ausgeht. Mein absoluter Lieblingsort, an dem wir täglich unser Abendprogramm starteten, war eine Bar an der Waterfront, wo wir das lebhafte Treiben am Hafen beobachteten.
Sollte es Euch auch einmal in diese wunderschöne Stadt verschlagen, hätte ich ein paar Tipps für Euch.